ALPEN-BIKE V

„Tour de Suisse“

Vom Berner Oberland ins Wallis und zurück

(288 km und 8.877 Hm)

       

Das Profil:

Notvariante bei der Reisezeit (Di-Di):

Vom 08. bis 15. Juli 1997

Das Team oder „Wer auch sonst“:
Reinhard, Harry...

Gerd und Andreas

Reinhard und Harry

Vorbereitungen:

Leicht war es diesmal nicht, einen gemeinsamen Termin für unseren Höhepunkt im Bikejahr 1997 zu finden. Diverse Unwägbarkeiten im Job haben uns fast um eine sehr schöne Woche in den Schweizer Alpen gebracht. Doch wieder einmal hat sich gezeigt, daß dieses Ereignis für jeden von uns eine wichtige Unternehmung ist, die er auf keinen Fall versäumen möchte.

Erschwerend kam hinzu, daß bis Juni keine Spur von Sommer zu sehen war. Dauerregen und Überschwemmungen waren die täglichen Meldungen der Wetterstationen. Dies führte dann auch dazu, daß wir kaum trainieren konnten und nur wenige Kilometer mit dem Rad in den Beinen hatten. Lediglich ein gemeinsames Wochenende mit Hüttenübernachtung in den Chiemgauer Bergen benutzten wir, um mal schnell 3.500 Hm in die Waden zu pumpen. Wußten wir doch alle, daß uns die gewaltigen Bergriesen der Schweiz einiges an Kondition abverlangen würden.

Wie immer gut gelaunt (Schlechte Wetterprognosen können uns ja schon lange nichts mehr anhaben!) starten wir dann am 08. Juli gen Bodensee, Richtung Luzern nach Brienz zu unserem Start- und Zielpunkt im Berner Oberland. Hier begrüßt uns entgegen aller Prognosen ein lauer Wind. Es hat sommerliche 22 Grad Celsius und blauer Himmel ist über den am See senkrecht aufragenden Felswänden zu erkennen, die zunächst noch nicht den Blick auf die eigentliche Berg- und Gletscherwelt freigeben.

Nach einem typisch Schweizer Abendessen, jeder genießt Rösti in einer anderen Variation, genießen wir in ausgelassener Stimmung und schon ein zwei Bierchen zuviel. Auf jeden Fall hat fast jeder am nächsten Morgen leichtes Kopfdrücken.

1.Tag:

Brienz - Meiringen - Rosenlaui - Große Scheidegg - Grindelwald

Fahrdaten:

km: 44,5

Hm: 1580

Fahrzeit: 6.50 h

Æ km/h: 12,2

max. km/h: 55,8

max. H.: 1962 m

 

Im Gegensatz zu den letzten Jahren überraschen uns zum Tourenstart diesmal sommerliche Temperaturen. Sonne und weiße Berge motivieren uns für eine traumhafte Bikewoche. Auf der ersten 10 km langen Flachetappe fahren wir vorbei an bunten Wiesen und den typischen Schweizer Holzhäusern. Erst in Meiringen steigt es langsam aber stetig an. Nach jeder Weggabelung gibt der Blick weitere Spitzen der gigantischen Felsmassive frei. Mehr und mehr glitzern uns die Gletscherriesen an.

Der Weg zur Großen Scheidegg ist geteert und dadurch leicht zu fahren. Nicht nur der Weg, auch die Temperaturen bewegen sich nach oben. Begleitet vom Rauschen des Rychen Baches kurbeln wir gleichmäßig bis zur ersten Zwischenstation, dem Rosenlauigletscher. Nur ab und zu ertönt die Fanfare des örtlichen Postbusses, der unseren Rhythmus stört.

Nach einem Mittagessen in Rosenlaui erkunden wir dort die Gletscherschlucht zu Fuß. Hier stürzt das Wasser von den gewaltigen Gletschern durch die enge Klamm. Das kräftige Rauschen läßt uns wenige Worte wechseln. Vielmehr beobachten wir, wie sich das Wasser der Gletscher einen Weg durch die Felsen gebahnt hat und dabei skurrile Felsformen ausgebildet hat.

Auf der Weiterfahrt haben wir immer wieder den schneeweißen Gletscherbruch des Rosenlauigletschers im Blickfeld, dahinter die Spitzen von Rosenhorn (3.689 m) und Mittelhorn (3.704 m).

Die Teerdecke bleibt uns erhalten, bis wir schon am frühen Nachmittag die Große Scheidegg (1.962 m) erreichen. Hier oben wimmelt es allerdings von Touristen aus aller Welt, die mit Bussen von Grindelwald hier hoch gekarrt werden.

Wir entschließen uns, die Gorejacken überzuwerfen und nach kurzer Entspannungspause und Blick zur gewaltigen Eigernordwand gleich den Downhill nach Grindelwald abzutreten. Die kleine Paßstraße schraubt sich Serpentine an Serpentine eine Etage tiefer in das knapp 1000m unterhalb gelegene “ehemalige Bergsteigerdorf”.

Nachdem Mensch und Material wieder einmal heiß­gelaufen sind, gibt’s das obli­gatorische Eis, diesmal mit frischen Himbeeren und Eigernordwandblick. Leider können wir nicht lange in der Eisdiele bleiben, da sich bereits der Himmel ver­dunkelt und ein Gewitter her­anzieht. Die alles bewegende Frage am Abend bei Schweizer Gastlichkeit ist dann: “Lohnt sich ein Ausflug auf das Jungfraujoch am nächsten Tag?”

   

2.Tag:

Grindelwald - Kleine Scheidegg - Jungfraujoch (per Zahnradbahn) - Wengen-Lauterbrunnen - Neuhaus - Spiez (per Schiff) - Spiez - Oey (per Bahn)

Fahrdaten:

km: 43,9

Hm: 1310

Fahrzeit: 8.20 h.

Æ km/h: 11,8

max. km/h: 56,3

max. H.: 2061m

bzw. Jungfraujoch 3475 m

 

 

Durch das Gewitter hat die Luft am Morgen deutlich abgekühlt. Ein klarer Blick zur weiß überstaubten Eigernordwand weist uns den Weg am heutigen Tag. Jetzt ist es gewiß, daß wir aufs Jungfraujoch wollen.

So wollen wir spätestens am Mittag auf der Kleinen Scheidegg sein. Nur eine kleine Rast auf ungefähr halber Strecke bringt uns aus dem Tritt. Zwischendurch sind wir uns mal uneinig bei der Wegführung. Andreas flucht, weil wir nicht der Karte folgen, sondern einen sehr steilen Wanderweg entlang der Zahnradbahn zum Gasthof bei Apiglen nehmen. Immer wieder zwingen uns die steilen Anstiege zum Schieben der Bikes. Um 11.20 Uhr erreichen wir die Kleine Scheidegg. Hier oben hüpfen “Schlitzaugen” und “Rotkarierte” zu Hunderten herum. Nachdem wir unsere Räder im Bahnhof deponieren, geht’s dann für eine Handvoll Fränkli per Zahnradbahn aufs Jungfraujoch. Das opulente Frühstücksbüffet (Frei nach Gerd: “Reinhauen bis knapp unter die Kotzgrenze”) ist verbrannt und unsere Mägen schreien nach Futter. Doch die Zeit ist knapp und deshalb gibt’s auf der Fahrt zum Jungfraujoch wieder einmal nur das obligatorische “kleine Steak” (Powerbar).

Wir haben wirklich Glück und erwischen die letzten Sonnenstrahlen oben am Joch und können die gewaltige Fläche an Gletschern bis hinunter zum Konkordiaplatz bestaunen. Bald schon ziehen wieder dunkle Wolken vom Eiger herüber. Nach einem Besuch der Gletscherhöhle fahren wir mit der nächsten Bahn wieder eine Etage tiefer.

Nach Ausfahrt aus dem Tunnel bestätigt sich das, was der Höhenmesser bereits vorher angekündigt hat. Regen und Wolken verhüllen die Kleine Scheidegg. “Gore von Kopf bis Fuß” ist nun die Devise für den 1500 hm Downhill bis Interlaken im strömenden Regen.

Selbst bei der Schiffahrt über den Thuner See nach Spiez sind die Bergen noch wolkenverhangen. Im Supermarkt in Speiz besorgt Gerd mit mir noch schnell Bier und Schokolade für die Zugfahrt nach Oey. Dort angekommen finden wir gleich eine passende Unterkunft, wo wir unsere Sachen trocknen können.

Riesenpizza, Nudeln, Rotwein und Willis bringen am Abend verbrauchte Energie zurück. Für heftige Diskussion sorgt an diesem Abend die weitere Streckenführung. Wie kommen wir ins Rhonetal: “Rawil- oder Sanetschpaß?” Die Wahl fällt zunächst auf den Rawilpaß, weil er uns landschaftlich interessanter erscheint. Doch der Regen hält über Nacht an und ist sogar so heftig, daß ich vom Rauschen des Wassers (die Dachrinne läuft über) aufwache und mir ausmale wieviel Schnee am Rawil wohl schon liegt.

   

3. Tag:

Oey - Diemtigen - Horboden - Flüeschwand - Zweisimmen - Gstaad (per Bahn) - Gsteig

Fahrdaten:

km: 41,7

Hm: 1625

Fahrzeit: 7.20 h.

Æ km/h: 10,9

max. km/h: 47,9

max. H.: 1851

 

Am Morgen ist es grau in grau. Wir stellen uns schon auf eine feuchtfröhliche Weiterfahrt ein und packen die Regenkleidung obenauf in den Rucksack. Auf regennasser Teerstraße pedalieren wir zunächst bis Horboden. Dort beginnt dann der Anstieg Richtung Seeberg. An einer Holzhütte machen wir kurz Rast, quetschen uns im Regen ein, zwei Riegel zwischen die Zähne und versuchen uns mit ein paar Späßen für die Weiterfahrt zu motivieren. Tatsächlich bessert sich die Wetterlage und wir können uns ein Bild von der umliegenden Landschaft machen. Im Gegensatz zum Vortag sind wir von dunkelgrünen Wiesen und dolomitenähnlichen Zacken umgeben.

Kurz vor Erreichen des Seeberges legen wir noch eine Rast ein. Erste Sonnenstrahlen führen sogar dazu, daß wir auch heute die Sonnencreme brauchen. Andreas teilt sein Salamibrot unter uns auf und wir alle treten frisch gestärkt die Weiterfahrt an.

Alles läuft soweit glatt. Aber bei der Abfahrt nach Zweisimmen ist plötzlich keine Beschilderung mehr da und die Orientierung gestaltet sich zunehmend schwierig. Zumal ein reißender Fluß die Überquerung des Tales versperrt. In meterhohem Gras und matschigem Untergrund versuchen wir nach unten zu kommen.

Zunächst schmiert mein Vorderreifen in tiefen Sumpf ab, später folgt dann noch ein Überschlag im Geröll. Aber das reicht noch nicht. Andreas hat immer noch einen draufzusetzen. Nach dem Motto “Wir fangen da an, wo andere aufhören” geht’s durch ein glitschiges Bachbett. Der locker-flockige Abgang soll wieder mal filmreif gewesen sein. Auf jeden Fall muß die “Hausapotheke” her.

Nach längerem Kampf mit den Naturgewalten erreichen wir dann endlich gegen Mittag ein gutes Bahnhofsrestaurant in Zweisimmen. Rösti, Nudeln und Sonnenschein lassen alle Schmerzen schnell vergessen.

Nach all den Strapazen entscheiden wir uns für eine Weiterfahrt per Zug nach Gstaad. Aufgrund der unsicheren Wetterverhältnisse sind wir froh, den Weg ins Nachbartal Richtung Sanetschpaß gewählt zu haben (nur Reinhard mault manchmal “Rawil, Rawil..”).

In Gstaad am Bahnhof wird uns sofort bewußt, daß wir uns in einem der Schweizer “Nobelskiorte” befinden. Cabrios kreisen durch die Straßen. “Tolle Typen” stolzieren auf den Gehwegen Richtung Tennisplatz, wo gerade die “Swiss Open” ausgetragen werden.

Völlig verdreckt und verschwitzt genießen wir in einem Café einen Cappucino und telefonieren trendy mit Handy, um uns einen Schlafplatz am Fuße des Sanetschpaßes zu sichern.

In Gsteig säubern wir dann zunächst unsere Räder vom Schlamm, bevor die abendliche Stärkung im Restaurant stattfinden kann. Die Spezialität dieses Hauses ist ein Riesensteak mit dem klangvollen Namen “Harley-Sattel”. Das gewaltige Stück soll laut Speisekarte 500g haben. Vorsichtshalber bestellen Andreas und ich ein Steak zu zweit. Im späteren Verlauf des Abends kippen wir dann noch ein paar Bierchen und schreiben unsere obligatorischen Karten. Die Empfänger werden sich wieder mal über die ausgefallenen Ausdrücke auf den Karten wundern. Dabei ist einer der häufigsten Ausdrücke “Afterburner..”. Alles lacht und schreit wenn dann Andreas mit dem Tourenhit “Every woman every man join the caravan of love” seine Gesangskünste zum Besten gibt.

   
4. Tag:
Gsteig - Sanetschpaß Sion - Brig (per Bahn) Mörel- Riederalp (per Seilbahn)
Fahrdaten:
  

km: 48,5
  
Hm: 1406
  
Fahrzeit: 7.50 h
.  
Æ km/h: 12,6
  
max. km/h: 71
  
max. H.: 2064 m

 

Nach heftigen Regenfällen in der Nacht täuscht der azurblaue Morgen über die heutigen Temperaturen hinweg. Trotz des kühlen Morgens ziehen wir dünne Bekleidung an, weil wir wissen, daß uns bald ein steiler Anstieg erwartet. Schon kurz nach der Seilbahn zum Sanetsch zwingt uns der Pfad zum Absteigen und schieben. Verblockte Serpentinen winden sich am Sanetschfall vorbei sehr steil nach oben. Aufgrund des intensiven Kartenstudiums wissen wir bereits, daß uns heute eine lange Schiebe- und Tragestrecke bis kurz vor den Sanetschsee erwartet.

Nach den ersten Etappen in reinem Touristengebiet befinden wir uns hier in einem abgeschiedenen Winkel der Schweiz. Wir genießen es hier mal keine “Schlitzaugen” zu sehen. So auf der Hälfte des Anstieges kommen uns dann eine kleine Gruppe Schweizer Biker entgegen. Ein kurzer Talk, denn jeder will wissen woher man kommt und wie es weitergeht.

Kurz vor Mittag erreichen wir dann nach 800 Hm Schiebepassagen die Paßhöhe. Wie erwartet ist auf der anderen Paßseite eine kleine Teerstraße. Heißhunger und mangelnde Einkehrmöglichkeiten zwingen uns wieder mal zu einem “kleinen Steak”. Gerd und Reinhard ziehen die letzten Höhenmeter voraus. Wir treffen die beiden dann am höchsten Punkt mit einem wunderschönen Blick zur Gipfelgruppe der Les Diablerets mit Gletscher und Sommerskigebiet.

Noch ein paar gestellte Fotos, dann aber Start frei für den gigantischen Downhill in das ca. 1700 hm tiefer gelegene Rhonetal. Bei der längsten Abfahrt der Tour werden nur ein paar stockdunkle Tunnel zum ernsthaften Problem. Weil wir wohl nicht über den Rawilpaß sind, will es Reinhard danach anscheinend wissen, zieht an uns vorbei und avanciert zum “Speedking” des heutigen Tages mit 71 km/max. Sage und schreibe bei km 24 bleibt der Tacho stehen, als wir unsere Räder in Sion zum Stoppen bringen. Der warme Wind durch die Weinberge oberhalb von Sion läßt ein mediteranes Flair aufkommen und erinnert uns an die wohlbekannte Region am Gardasee. Trotz Straßengewirr auf der Landkarte finden wir uns in Sion gut zurecht und erreichen den Bahnhof “just in time”. Obligatorische Bierdosen und Schoko versüßen uns dann die Fahrt im Zug nach Brig.

In Brig fällt es uns dann schon besonders schwer in dieser “Bullenhitze” nochmal aufs Rad zu steigen und nach Mörel zu fahren. Dort neh­men wir dann die Seilbahn um am späten Nachmittag um noch auf die ca. 1500m hö­her gelegene Riederalp hoch­zukommen. Für unsere Räder wird sogar noch eine extra Gondel eingehängt (Fränkli, Fränkli..). Oben angekommen müssen wir nochmal ein paar Meter zum Hotel treten, dann gibt es endlich das verdiente Eis auf der Hotelterrasse und jeder denkt sich trotz der lan­gen Tagesetappe “Es war wie­der ein traumhaft schöner Tourentag”.

   

5. Tag:

Riederalp - Riederfurka - Marielen Hütte - Fiesch - Niederwald - Ulrichen

Fahrdaten:

km: 55,3

Hm: 1461

Fahrzeit: 8.20 h.

Æ km/h: 10,1

max. km/h: 57,8

max. H.: 2.386

 

Nach einem hervorragenden Walliser Käsefondue lassen wir den interessierten Wirt an unseren weiteren Tourenplänen teilhaben. Dabei gibt uns der Hausherr gute Tips, wie wir die Aussicht auf den Aletschgletscher am besten genießen können und welchen Weg wir wählen sollten.

Schon am Morgen tauchen die zahlreichen Spitzen der umliegenden Viertausender aus dem Dunst langsam auf, während wir langsam zur Riederfurka hochziehen. Wir erkennen hinter uns das markante Matterhorn, das Monte Rosa Massiv und das gewaltige Weißhorn.

Nach der Riederfurka wechseln wir den Bergrücken und bewegen uns so immer am Rande des größten Eisstromes der Alpen: dem Aletsch Gletscher. Nach einem Fototermin geht’s weiter, mit höchster Konzentration den verblockten schmalen Pfad hinauf. Nur ab und zu sind Stücke fahrbar. Beste Fahrtechnik ist hier gefragt, beim Slalom durch die Schafscheiße.

Dieser grandiose Landschaftstrip beansprucht geschlagene 4 Std. bis wir am frühen Nachmittag in der Marielen-Hütte einkehren können. Nudeln in allen möglichen Variationen bringen nun verbrauchte Energie zurück.

Bevor wir wieder zur Aussichtsterrasse des Rhonetales zurückkehren können, müssen wir noch einen dunklen Tunnel durchqueren, der allerdings diesmal mit brauchbaren Licht ausgeleuchtet wird. Nichtsdestotrotz müssen wir durch die eine oder andere Pfütze mit Gletscherwasser waten. Das Ende des Tunnels gibt dann wieder den tollen Blick auf das tiefer gelegene Rhonetal frei.

Bis nach Fiesch haben wir über 1.200 hm Downhill auf groben Schotter vor uns. Das Vertrauen auf die zuverlässige Bremsleistung unserer Bikes läßt uns ganz schön “heizen”. Trotz “Fullsuspension” schlägt es Gerd den hinteren Schlauch durch. Ein leises Zischen läßt uns eine ungewollte Zwischenrast einlegen.

Während Gerd eifrig den Schlauch tauscht, hat Andreas derweil was Eßbares entdeckt. Walderdbeeren als Zwischenmahlzeit schmecken halt besser als permanentes Müsliallerlei.

In Fiesch reißen wir uns erst einmal unsere Klamotten nach der Abfahrt vom Leib. Jeder saugt an seiner Trink­flasche, um sich für die Weiterfahrt im sommerlich heißen Rhonetal zu stärken. Leider hat Andreas hin und wieder Schmerzen im Knie, so wissen wir gar nicht wie weit wir heute kommen. Er kämpft sich aber trotzdem die 30km im Rhonetal bis Ulrichen durch, entlang der Rhone und alten Schweizer Holzhäusern.

In Ulrichen sind unsere Keh­len dann völlig ausgetrocknet. Nachdem wir uns ein Zimmer besorgt haben, gibt’s erst einmal eine Runde Bier auf der Terrasse des Hotels.

   

6. Tag:

Ulrichen - Oberwald - Grimselpass - Innertkirchen - Brienz (per Bahn)

Fahrdaten:

km: 53,7

Hm: 1495

Fahrzeit: 7.20 h.

Æ km/h: 12,3

max. km/h: 64,8

max. H.: 2.165

 

Am letzten Abend der Tour herrscht noch mal ausgelassene Stimmung unter der Bikercrew. Wir hecken sogar schon Pläne für unsere nächste Tour aus. Trotz ein paar Bierchen und dem obligatorischen Willi und Fernet nach dem Essen, wollen wir am nächsten Morgen wieder zeitig los. Der Wirt vom Hotel beschreibt uns noch einen Weg, wie wir am besten zum Grimselpass hochkommen ohne die Straße zu benützen. Der beschriebene Weg ist allerdings nicht in der Karte eingezeichnet, so daß wir prompt den falschen Pfad erwischen und sinnlos 300 Hm am Bergrücken des Grimselpasses vergeuden.

Nachdem Andreas dann mehrmals die Landkarte auf den Boden schleudert und seine wohlbekannten Ausdrücke zum Fluchen verwendet, entschließen wir uns endlich auf die Grimselstraße zurückzukehren und ziehen ganz gleichmäßig einige Kilometer die Paßstraße hoch. Nach ein paar hundert Höhenmetern finden wir den, in der Karte vermerkten Karrenweg, der sich in nicht endend wollenden Schleifen langsam nach oben windet. Immer wieder legen wir kleine Pausen ein. In der Ferne erkennen wir den Nufenenpass und die Furka Bahnverladung mit den Eisenbahnwagons.

So circa auf halber Höhe treffen wir dann zwei Schweizer Biker, die ein letztes Gruppenfoto von uns schießen, während wir die letzten Müslireste vertilgen. Der Weg wird danach immer holpriger und der Höhenmesser spielt verrückt. Gerade noch über 20 Grad und Sonnenschein doch urplötzlich Wolken, Graupel und ein totaler Temperatursturz. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand von uns, daß wir bald unser “Tourentemp/min” (5°C) erreichen sollten.

An einer Hütte knapp unterhalb der 2000m Grenze ziehen wir unsere warmen Sachen an und machen eine kurze Rast um nach dem Weg zu suchen. Womit wir auch schon wieder unsere drei Probleme haben:...”nichts mehr zu Essen, nichts zu f...und kein Weg mehr da”.

Als es dann richtig ungemütlich wird, geben die beiden Schweizer auf und kehren um. Bei den anschließenden Bedingungen sind dann allerdings unsere alpine Erfahrung und unser Spürsinn gefragt. Der Nebel ist bereits so dicht, daß man nicht mal mehr 50m weit sieht. Zu guter Letzt tauchen auch noch größere Schneefelder vor uns auf, über eine größere Schneewand müssen wir die Bikes sogar schultern und klettern. Wer die Bilder von diesem Tourenabschnitt sieht, glaubt, wir wären auf einer Alpenüberquerung im Winter unterwegs gewesen.

Gegen 12.30 Uhr treten wir auf Asphalt, d.h. die Grimselpasshöhe ist erreicht. Wir gönnen uns ein opulentes Mittagessen. Derweil reißen die Wolken sogar auf. Deshalb freuen wir uns auf die lange Abfahrt vorbei an den Grimsel-Stauseen bis Meiringen. Leider setzt zwischendrin erneut starker Regen ein. Wir versuchen bis nach Brienz mit den Rädern zu fahren, als es jedoch schließlich wie “aus Eimern” gießt, kehren wir um und nehmen den Zug zurück nach Brienz. Bier und Gummibärchen im Zug bringen die gute Laune wieder zurück.

In Brienz angekommen sind wir uns alle einig, daß wir ein first class Hotel mit Hallenbad und Sauna nehmen werden. Doch zuvor geht’s noch mal schnell an den See zurück, um hier in ausgelassener Stimmung die Abschlußbilder zu schießen, wo wir vor einer Woche bei Sonnenschein begonnen haben. Die Touristen schauen ganz verdutzt warum wir bei Regen hier Fotos machen.


Wir sind alle glücklich und zufrieden, zusammen eine traumhafte Bikewoche mit grandiosen landschaftlichen Highlights verbracht zu haben und freuen uns auf das nächste Abenteuer...

   
 
Harry Slapnik, Andreas Breuer

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